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Stiftung Asienhaus Asienhaus-Rundbrief
Asienhaus Rundbrief
Der Inhalt in Kürze Nr. 3/2015 - 23. Juli
  1. Neueste Infos zu den Wahlen 2015
  2. Friedensverhandlungen gehen in die achte Runde
  3. Überflutungen in Sagaing
  4. Definition von "politischer Gefangener"
  5. Koalition plant Berichterstattung zur Lage indigener Gruppen in Myanmar
  6. Journalisten bezahlen für angebliche Diffamierung des Präsidenten
  7. Veröffentlichungen
1.) Neueste Infos zu den Wahlen 2015
Der Termin für die Parlamentswahlen auf nationaler und regionaler Ebene in diesem Jahr steht fest: der 8. November 2015. Aung San Suu Kyi, Parlamentsmitglied und Anführerin der Oppositionspartei National League for Democracy (NLD), wird durch die Verfassung von der Kandidatur für das Präsidentenamt ausgeschlossen. Auch eine erst kürzlich von der Regierung initiierte Überprüfung für Verfassungsänderungen hat daran - wie erwartet - nichts geändert. Ihre Partei, die NLD, hat inzwischen die Zusage der Unterstützung aus verschiedenen Lagern, allen voran bekannte Mitglieder der 88 Generation Peace and Open Society. Bekannte AktivistInnen wie Ko Ko Gyi, Mya Aye und Phone Cho, die eine wichtige Rolle bei den Pro-Demokratie-Protesten 1988 einnahmen, wollen sich für die NLD aufstellen lassen.

Democratic Voice of Burma 20.7.15
; Reuters 19.7.15
2.) Friedensverhandlungen gehen in die achte Runde
Nach mehreren angespannten Monaten kam es am 22. Juli zu einem weiteren Treffen zwischen Regierung und bewaffneten ethnischen Gruppen um über ein nationales Waffenstillstandsabkommen zu verhandeln. Am Verhandlungstisch sitzt der Regierung nun ein neu konstituiertes Friedensverhandlungsteam stellvertretend für die beteiligten bewaffneten ethnischen Gruppen gegenüber. Das neue Team, die "Special Delegation", wurde auf einem Gipfeltreffen ethnischer Gruppen im Karen-Staat begründet. Während die Regierung weiterhin auf die Unterzeichnung des Abkommens noch vor den Wahlen im November drängt, betont die "Special Delegation" die Wichtigkeit, alle (vormals) beteiligten Mitglieder der bewaffneten ethnischen Gruppen einzubeziehen. Die Regierung hatte einige Gruppen, mit denen sie in bewaffneten Konflikt geraten war oder die sie als illegal betrachtet, aus den Verhandlungen ausgeschlossen.

The Irrawaddy 22.7.15; Shanghai Daily 22.7.15;

3.) Überflutungen in Sagaing
Aufgrund von Überflutungen sind zehntausende Menschen in der Sagain-Region gegenwärtig obdachlos. Obwohl sich die Regenfälle inzwischen beruhigt haben, ist die Lage weiterhin ernst. In einigen Dörfern waren die Wassermassen bis über die Hausdächer angestiegen und sinken nur langsam. Bis zum jetzigen Zeitpunkt ist unklar, wieviele Menschen wegen der Überflutungen obdachlos geworden sind oder sogar ihr Leben verloren haben. Laut der Myanmar Red Cross Society sind knapp 50.000 Menschen ohne Dach über dem Kopf.

Myanmar Times 22.7.15
; Eleven Myanmar
4.) Definition von "politischer Gefangener"
Die Parlamentsabgeordnete Daw May Win Myint, National League for Democracy, hat sich einer schwierigen Aufgabe angenommen: sie fordert von der Regierung, dass der Begriff "politischer Gefangener" offiziell definiert und in der Verfassung aufgenommen wird. Das gegenwärtige Strafvollzugsrecht ist ein Relikt aus der Kolonialzeit, "politische Häftlinge" tauchen hier nicht auf. Die Parlamentsabgeordnete ist nicht allein. Die Opposition und Organisationen, die sich für politische Gefangene einsetzen, haben mit Unterstützung von  RechstexpertInnen, AktivistInnen und PolitikerInnen eine vorläufige Definition erarbeitet. Diese definiert jeden, der aufgrund direkter oder indirekter Aktivitäten zur Förderung der Freiheit, Gleichheit, Menschen- und Bürgerrechte sowie wegen Beteiligung an Protesten gegen die Regierung verhaftet, festgehalten oder inhaftiert wird, als politisch Gefangenen.

Myanmar Times 22.7.15

5.) Koalition plant Berichterstattung zur Lage indigener Gruppen in Myanmar
Im November stehen nicht nur die Wahlen, sondern auch die 23. Sitzung der Arbeitsgruppe der universellen periodischen Berichterstattung (Universal Periodic Review, UPR) in Genf an. Bei dieser Sitzung wird auch Myanmar Thema sein und so plant eine Koalition von 24 Organisationen für Indigenenrechte, die Coalition of Indigenious Peoples in Myanmar/Burma, einen Bericht über die Situation der Rechte indigener Gemeinschaften im Land zu erstellen. In dem von der Koalition veröffentlichten Faktenpapier werden unter anderem die schlechte Stellung von ethnischen Nationalitäten und Indigenen bezüglich Landrechten und die Verdrängung ihrer Sprachen aus der Schulbildung angeprangert. 

The Irrawaddy 21.7.15
6.) Journalisten bezahlen für angebliche Diffamierung des Präsidenten
Ein Gericht hat zwei Journalisten der Verleumdung von Präsident Thein Sein für schuldig befunden. Gegen die beiden Journalisten vom "Myanmar Herald" wurde eine Geldbuße in Höhe von jeweils 1. Mio. Kyat, also etwa 730 Euro, verhängt. Der "Myanmar Herald" hatte ein Interview mit einem Politologen und Mitglied der NLD veröffentlicht, in dem Thein Sein für seine uneindeutige Haltung bezüglich seiner Kandidatur für die Wahlen 2015 kritisiert wurde. Menschenrechtsgruppen bewerten das Urteil als einen Versuch, die Medien vor den anstehenden Wahlen einzuschüchtern.

BBC News 22.7.15; The Irrawaddy 21.7.15
7.) Neue Veröffentlichungen
Hans-Bernd Zöllner / Rodion Ebbighausen: Die Tochter - Aung San Suu Kyi - Eine politische Biographie
Die politische Biographie rekonstruiert den wechselvollen Lebensweg Aung San Suu Kyis unter dem Gesichtspunkt ihrer politischen Wirksamkeit. Mehr Infos und Bestellmöglichkeit .

Transnational Institute: Military Confrontation or Political Dialogue: Consequences of the Kokang Crisis for Peace and Democracy in Myanmar, Myanmar Policy Briefing 15.

Hörtipp-Special: Am 11. August um 19:15 wird im Deutschlandfunk das Feature
Ortserkundungen: "Staub, Wind und Angst - Im Flüchtlingslager der Muslime
in Myanmar" von Dominik Müller ausgestrahlt. Er ist einer der letzten Journalisten aus dem Westen, die noch in die Flüchtlingslager der Rohingya hineingekommen sind.

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